Ein Vorteil, nun auch an dieser Stelle ab und an mal meine Gedanken in Worte zu fassen, die sich fernab von Medienkonsum oder Lifestyle bewegen, ist es, hier auch mal über Themen vom Leder zu ziehen, die mir schon seit geraumer Zeit mal mehr mal minder übel aufstoßen und das wären dieses Mal die xy Tipps für Erfolgreiches Bloggen, wie man sie in Heerscharen im Internet herumgeistern sieht und ja, als ambitionierter Jung-Blogger, als Frischling, habe ich auch nach solchen Tipps gesucht und jetzt, immerhin drei Jahre später, gelingt es mir auch, in Worte zu fassen, was mich daran so immens stört:
1. Alles eine Frage der Einstellung
Sei du selbst, heißt es dort, Verstell dich nicht, Sei einzigartig. Schöne Tipps, schönen Dank auch. Wem das gesagt werden muss, der taugt womöglich nicht zum Bloggen, aber viel wichtiger ist, dass sich diese Tipps gehörig beißen mit Ratschlägen wie Sei kontrovers!, Schwimm gegen den Strom.
Nun, wenn ich so bleibe wie ich bin, bin ich in den seltensten Fällen kontrovers und warum sollte ich es auch auf Biegen und Brechen sein. Es ist völliger Quatsch, gegen den Strom zu schwimmen, wenn es dazu keinen Anlass gibt oder man das nicht selbst, aus eigenem Antrieb, aufgrund der eigenen Einstellung – und nicht aufgrund eines diffusen, vermeintlich mehr Erfolg versprechenden kontroversen Bloggens – tut.
Ein weitaus sinnvollerer Tipp also müsste lauten Schreib was und wie du willst und schiele nicht immer darauf, was deinen Blog erfolgreicher machen würde. Gebot der Stunde wäre also einfach mal Authentizität.
2. Und was schreib ich da jetzt am besten?
Natürlich möchte ein Blogger, dass sein Blog gelesen wird, das wünschen sich ein Journalist oder Autor genauso und dementsprechend heißt es Finde deine Zielgruppe und Schreib für deine Leser, Such dir deine Nische, Nimm Abstand von heiß umkämpften Themen und so weiter und so fort. Alles Quatsch, wieder einmal, denn da wären wir wieder beim Thema, man möge sich nicht verbiegen und sich treu bleiben.
Beherzige ich diesen wichtigsten Rat, werden diese ganzen Marketinganalysen ruckzuck obsolet, denn auch wenn ich mir Leser wünsche und genauso hoffe, dass ihnen meine Artikel zusagen, blogge ich doch um des Bloggens willen, für mich und weil ich es möchte und nicht um einer möglichst klar umrissene, von mir genauestens definierte, SEO-technisch besonders berücksichtigte Zielgruppe zu gefallen in einer Nische, die idealerweise noch nicht zu hart umkämpft ist.
Nein, ich blogge über alles, was mich interessiert und meine persönlichen Interessen sind weitaus breiter gestreut als eine klar umrissene Nische und trotzdem finden meine Artikel ihre Leser. Vielleicht nicht so viele Leser, wie wenn ich diese tollen Ratschläge berücksichtigen würde, aber damit würde ich mich auch selbst reglementieren, müsste mich einschränken und Artikel verfassen, die kaum mehr wären als eine lästige Pflichtübung.
Auch hier wäre ein besserer Tipp ein schlichtes Schreibe über Dinge, für die du brennst, dann brennen deine Leser auch für dich, Stichwort: Integrität.
3. Und ordentlich schreiben soll ich auch noch?
Beliebte Tipps sind ebenso, auf Grammatik und Ausdruck zu achten. Auch hier wieder, wenn auch als Tipp meistens deutlich weitschweifiger formuliert, wenig Mehrwert. Denn ehrlich, nur, weil man noch nie einen Blog geschrieben hat, ist man doch nicht per se blöd, oder!? Wer nicht selbst auf die Idee kommt, das, was man schreibt, nicht nur zu reflektieren, sondern auch zu redigieren, sollte übrigens meiner Meinung nach generell keine Texte verfassen, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
Immerhin, unter der Prämisse, dass dies ein hilfreicher Tipp sein möge, könnte ich höchst erquickliche Beziehungsratgeber verfassen mit Tricks und Kniffen wie Wasch dich hin und wieder, dein Gegenüber wird es dir danken oder Schau der Frau dir gegenüber auch ab und an ins Gesicht und nicht ins Dekolleté, du wirst das Strahlen in ihren Augen bemerken und natürlich Hör auf, deine Mitmenschen grundlos zu beschimpfen , es wird sich irgendwann bezahlt machen.
Damit ließen sich ganze Bücher fühlen, aber das Prinzip ist, denke ich, klar. Passender wäre auch hier so etwas wie Schreib nicht so, als wäre der Text nur für dich bestimmt, sonst wird er es auch bleiben oder prägnant Diktion.
4. Wofür mache ich das eigentlich?
Googelt man Anbiedern beim Leser erscheinen läppische 63.000 Suchergebnisse und scheinen auf den ersten Blick nicht einmal das zu liefern, was man gesucht hat, wohingegen Tipps für erfolgreiches Bloggen einfach mal 1.070.000 Ergebnisse ausspuckt. Interessante Sache, dient aber eigentlich nur als Aufhänger, um zum Abschluss des Artikels ein kleines Stück zurückzurudern, denn natürlich sind nicht alle Tipps per se schlecht und viele Artikel zum Thema auch durchaus fundiert, wenn es eben um Tipps mit echtem Mehrwert geht, Hinweise auf sinnvolle Webverzeichnisse, Praxis-Tools, etc. pp. Aber allzu oft, geht es, wenn auch anders formuliert wie wir gesehen haben, schlichtweg darum, sich entweder beim Leser oder gar den süßen kleinen Google-robots anzubiedern, um voll fett zu ranken.
Dass Bloggen mehr sein kann als nur ein ungewöhnliches wie zeitintensives Hobby ist mir wohl auch klar, aber es nervt, wenn man sieht, wie viele das Bloggen anfangen wollen, um am besten mal eben ein weltbekannter, allseits umjubelter und umworbener Star-Blogger zu werden. Hatte meine Mutter beim Häkeln auch nicht zum Ziel und das ist schließlich auch ein Hobby.
Auch hier hätte ich mir also viel öfter einen Leitsatz gewünscht wie Begreife das Bloggen als etwas, das Spaß machen soll; Erfolg ist optional. Wichtig ist also die Frage nach dem eigenen Antrieb.
Und wie soll mir das jetzt helfen?
Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, dem wird vielleicht aufgefallen sein, dass ich je Punkt ein bestimmtes Wort hervorgehoben habe und damit hätten wir quasi nebenbei ein ganz neues AIDA-Prinzip geschaffen, nachdem dieses in der Werbung ja wohl mittlerweile als veraltet gilt. Um also meinem ganzen Gezeter etwas abzugewinnen, ließe sich zusammenfassen, dass ich der Meinung bin, dass es für erfolgreiches Bloggen im Sinne einer erfüllenden, Freude bereitenden und Mehrwert – für einen selbst – bietenden Blogtätigkeit nur auf folgende vier Dinge ankommt:
- Authentizität
- Integrität
- Diktion
- Antrieb
Und wer immer noch aus Gründen der Erfolgsgeilheit und des Geltungsbedürfnisses wegen mit dem Bloggen anfangen und berühmt werden will, der wird vermutlich den mittlerweile in die Jahre gekommenen, aber nicht minder lesenswert gewordenen Spreeblick-Artikel Erfolgreich bloggen – So geht’s! womöglich noch gar nicht kennen und sollte dort genau das finden, was er sucht.
Schön geschrieben, wenn auch der Spreeblick-Artikel eigentlich gemein ist. Ich finde diese Erfolgsratgeber auch großteils überflüssig, interessant ist aber, dass sie in Einzelfällen zum Erfolg des “Ratgebers” geführt haben – zu mehr aber auch nicht.
“Content is King” – die Phrase habe ich vermisst
Ja klar, ist schon gemein irgendwie, aber er kam mir beim Schreiben mal wieder in den Sinn. Richtig, diese Erfolgsratgeber sind auch ein ziemlicher Publikumsmagnet und ziehen viele Leser an, weshalb ich, während ich ja genau das anprangere, bewusst darauf verzichtet habe, meinen Artikel beispielsweise „4 noch viel tollere Tipps als alle bisher dagewesenen, um erfolgreich Bloggen zu lernen“ zu nennen (wobei das sicherlich auch zu lang gewesen wäre).
„Content is King“, stimmt, die Phrase fehlt wirklich, findet sich tatsächlich in solchen Ratgebern eher selten, so etwas lese ich nur auf irgendwelchen Marketing- und vor allem SEO-Blogs 😉
Danke dir für deinen Kommentar!
Klasse Artikel, der mich voll und ganz darin bestätigt, alles richtig zu machen.
Nein, ich will kein zweiter Reich-Ranicki werden, ich will einzig und allein meine Meinung über die von mir (übrigens gern) gelesenen Bücher kundtun.
Manchmal sind meine Beiträge für diejenigen, über die ich schreibe nicht so gut, andere wiederum zeigen, dass diejenigen alles richtig gemacht haben. Natürlich meiner Meinung nach.
Ich mag mich nicht verbiegen, nur damit ich wirklich alles beachte, was so geraten wird um ein Superblogger zu werden.
Viel eher sehe ich meine Blogbeiträge als Ansporn für die Autoren über deren Bücher ich schreibe, als Ansporn, Lob und auch Werbung. Nicht mehr und nicht weniger 😉
Liebe Grüße
Andrea
Klasse Kommentar, der mich auch darin bestätigt, alles richtig gemacht zu haben 😉
Ich rezensiere ja auch häufig Bücher etc. (im Medienjournal) und halte da mit meiner Meinung, oft auch mit Kritik nicht hinterm Berg und würde das auch gar nicht einsehen.
Auf lange Sicht wird deine persönliche und kritische Sicht der Dinge dir auch sicherlich mehr Leser bescheren als einem Blog, der sein Fähnchen immer nach dem Wind dreht und alles durchwinkt und lobhudelt, was die Allgemeinheit gut findet.
Liebe Grüße
Wulf
Okay, ich folge jetzt mal dem Spreeblick-Tipp und pöbele hier wild um mich :-).
Nein, mal ernsthaft: dieser Artikel ist vielleicht nicht unbedingt eine Anleitung zum erfolgreichen Bloggen im klassischen Sinn, auf jeden Fall aber eine Anleitung zum Bloggen mit Spass. Sicher, die meisten von uns haben mal mit diesen Erfolgstipps geliebäugelt, sie zum Teil (denn nicht alles daran ist wie du schon sagst falsch – wobei die sinnvollen Aussagen wohl aber mit ein bisschen logischem Denken ohnehin schon beim Start des eigenen Blogs klar sein dürften) befolgt und am Ende trotzdem nicht mehr oder weniger Besucher gehabt als vorher. Sich aber, bei wortgenauer Befolgung, so sehr verbogen, dass der Spass an der Sache flöten gegangen ist. Und damit dem Bloggen den Sinn und ihre Bemühungen quasi selbst im Keim erstickt haben. Das muss man sich bei diesen ganzen (vielleicht) gut gemeinten, letztlich aber nur dem eigenen Erfolg zuträglichen „Guides to successful blogging“ als erstes vor Auge führen.
Ergo: toller Artikel, den man vielleicht als Anfänger viel mehr beherzigen sollte, als diesen ganzen anderen Dödelkram.
Richtig, Bloggen mit Spaß, darum ging es mir. Es nervt einfach, wie das Bloggen immer wieder auf diversen Seiten zur Wissenschaft hochstilisiert wird mit unzähligen Regeln und Gesetzen a là tu dies nicht, tu das nicht, beachte folgendes und pass bloß auf, dass du niemandem auf den Schlips trittst, es sei denn du beabsichtigst es, denn das generiert Traffic und Traffic ist gut, gerade aus SEO-technischer Sicht, weil du dann bei Google besser rankst und dein Pagerank sich dann auch schneller erhöht und du dann bla bla bla. Klar kann man professionell ans Bloggen herangehen oder bestimmte Ziele verfolgen, aber man muss ja nicht alles verkopfen und zerreden bis am Ende nur noch ein technischer Akt des, ja, sich Anbiederns übrig bleibt, der einen Erfolg verspricht, der zwar (möglicherweise) messbar, am Ende aber nicht mehr mit dem Herzen erfahrbar ist, zumal der Erfolg sich nicht aufgrund der eigenen Wertschöpfung, den originären Artikeln ergibt, sondern eben aus technischen Aspekten und dem Befolgen willkürlich scheinender Regeln.
Und nein, eine Anleitung zum erfolgreichen Bloggen sollte der Artikel ja auch nicht sein, sonst würde ich ja ins selbe Horn blasen, aber beim Schreiben hat sich halt herauskristallisiert, wie man es anders formulieren könnte, um den vermeintlichen Tipps ihre Borstigkeit und vor allem Widersprüchlichkeit zu nehmen.
Danke auf jeden Fall für deine netten und ausführlichen Worte zu meinem Artikel!
Ja ich blogge auch ;o)
Ohne vorher einen Ratgeber gelesen zu haben. Angefangen habe ich nur für mich, aus Spaß an der Freude. Mittlerweile bekomme ich ab und an ein Buch, weil jemandem meine Rezensionen gefallen auch ohne das ich 1500 Follower habe. So schlecht kann es also nicht sein, wenn man sich nicht verbiegt.
Und ansonsten schließe ich mich Andreas Meinung an. ;o)
Richtig, genau so ging es bei mir auch damals los mit den Film- und Buch-Rezensionen – aus Spaß an der Freude und gefühlt nur für mich – und langsam aber stetig entwickelte sich eine Leserschaft und irgendwann waren dann auch Verlage bereit, mir ab und an ein Buch zukommen zu lassen. Davon ahnte ich aber zu Beginn meiner Blog-Tätigkeit noch nichts und betrachte es daher jetzt zwar als netten Nebeneffekt, der aber niemals ausschlaggebend gewesen ist, das Bloggen zu beginnen.
Wie gesagt denke ich auch, dass das der deutlich organischere Weg ist, mit seinem Blog langsam zu wachsen. Der viele Zuspruch – auch von deiner Seite – freut mich aber natürlich sehr und bestärkt mich noch in meiner Meinung!
Bloggen ist für mich in erster Linie Hobby und soll (mir!) Spaß machen. Irgendwelche Ratgeber für “besseres” Bloggen brauche ich nicht – weil ich´s sowieso blöd finde, die Bloggerei in irgendeiner Form zu bewerten. Was ich auf meinem Blog mache ist gut, so wie´s ist. Für mich. Punkt.
Liebe Grüße
Christiane
Erst jetzt entdeckt deine professionelle Seite. Gefällt mir! Geht auch gleich Richtung Content Marketing für die Zielgruppe und das auf die gewohnt sympathische Art und Weise. Klasse!
Werde auch diesen Blog im Auge behalten und wünsche dir darüber viele lohnenswerte Anfragen. (Also wenn hier jemand Entsprechendes mitliest: Der Wulf ist toll! Er kann schreiben und zieht die Sympathien der Leser stets auf seine Seite. A sure thing, wenn man so will… (-:)
Bullion, du beschämst mich ja regelrecht! Danke dir für die lieben Worte!
Und keine Sorge, ich habe die Seite ja auch vorher nirgendwo publik gemacht, von daher wäre es schwierig gewesen darauf zu stoßen, zumal sie ja aber auch noch keinen Monat existiert. 😉